Tierische Inhaltsstoffe in Lebensmitteln

Darauf müssen Vegetarier und Veganer achten...

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Wie wäre es mit einem kleinen Snack für zwischendurch - ein Käsebrötchen beispielsweise? Aber ist der Käse auch tatsächlich vegetarisch... und wie sieht es mit dem Brötchen aus?
Wie wäre es mit einem kleinen Snack für zwischendurch - ein Käsebrötchen beispielsweise? Aber ist der Käse auch tatsächlich vegetarisch... und wie sieht es mit dem Brötchen aus?

Als Vegetarier achtest Du beim Kauf von Lebensmitteln natürlich darauf, dass diese keine Zutaten tierischen Ursprungs enthalten, also nicht aus Leichenteilen bestehen – einmal drastisch formuliert.

Leider ist das gar nicht so einfach. Zum einen ist der tierische Ursprung nicht immer offensichtlich. Zum anderen müssen als „Hilfsstoffe“ getarnte Zutaten nicht einmal auf der Verpackung genannt werden.

Bei Hilfsstoffen handelt es sich um Stoffe, die dem fertigen Produkt wieder entzogen werden oder allenfalls nur noch in Spuren darin vorkommen. Am möglichen Tierleid ändert dies natürlich nichts.

Im Folgenden möchte ich Dir einige Hinweise an die Hand geben, wie Du kritische Inhaltsstoffe in vegetarischen Lebensmitteln erkennst.

Milchprodukte

Joghurt, Frischkäse, Quark – grundsätzlich alle Milcherzeugnisse von „weißer“ Farbe sind meist vegetarisch. Das als grobe Faustregel beim Einkauf.

Etwas Vorsicht walten lassen solltest Du bei Frischkäse. Dieser kann manchmal Gelatine zur Stabilisierung enthalten. Wirf bei unbekannten Sorten also einen Blick auf die Zutatenliste.

Gleiches gilt für bestimmte Joghurts, Quarkzubereitungen und Puddings. Gelatine in solchen Produkten ist aber definitiv die Ausnahme als die Regel.

Käse

Ungefähr ein Drittel der auf dem Markt befindlichen Käsesorten wird mit dem Hilfsstoff „tierisches Lab“ produziert. Lab ist eine Mischung aus Enzymen, die den Mägen ermordeter Kälber entnommen wird. Es dient zum Ausfällen von Milcheiweiß während der Käseproduktion.

Je länger ein Käse reifen muss (vereinfacht gesagt, je „gelber“ seine Farbe ist), desto wahrscheinlicher wurde ihm tierisches Lab zugesetzt.

Wichtig: Hilfsstoffe wie Lab müssen nicht auf der Zutatenliste der betroffenen Produkte aufgeführt werden! Meide also unbedingt Käsesorten ohne Angabe oder frage explizit beim Hersteller nach.

Diese Käsesorten enthalten immer tierisches Lab:

  • Camembert
  • Parmesan
  • Grana Padano

Bei diesen handelt es sich um geschützte Bezeichnungen für Käse nach historischen Rezepten. Selbst wenn also ein Hersteller wollte, dürfte er keinen Labaustauschstoff nutzen. Oder müsste sein Produkt anders benennen.

Diese Käsesorten enthalten oft tierisches Lab:

  • Feta
  • Gorgonzola
  • Gruyère

Auf Nummer sicher gehst Du bei Käse mit folgender Deklaration:

  • pflanzlicher Labaustauschstoff
  • mikrobielles Lab / mikrobieller Labaustauschstoff
  • Produkte mit einem „vegetarisch“-Siegel

Die pflanzlichen Alternativen werden aus Labkraut (daher der Name) gewonnen, zu deren Gruppe auch Waldmeister gehört. Daneben nutzt man Extrakte aus Artischocken oder den Saft des Feigenbaums.

Mikrobielles Lab wird durch Pilze und Bakterien im industriellen Maßstab erzeugt.

Gebäck und Süßwaren

Gummibärchen – das ist die gute Nachricht – werden definitiv nicht aus pürierten Bären hergestellt! 😉 Allerdings enthalten einige Marken Gelatine. Diese ist aber als Zutat deklarationspflichtig.

Gleiches gilt für Mäusespeck (international besser bekannt als Marshmallows). Zwar lässt kein süßes Mäuschen sein Leben für diese Leckerei, Gelatine ist jedoch meist Bestandteil davon.

Schokobonbons (z.B. mit Füllung) und Schokolinsen glänzen im negativen Sinn oft mit Schellack (Lebensmittelzusatzstoff E 904). Das ist nichts anderes als das aufbereitete Stoffwechsel-Endprodukt von Schildläusen. Na, ist Dir auch schon übel?

Kuchen, Torten und Gebäck (egal ob tiefgefroren oder gekühlt) können Gelatine enthalten. Besonders solche mit Cremefüllung oder Fruchtpürees.

Weitere tierische Zutaten

Echtes Karmin

Bei der Herstellung von Lebensmitteln werden häufig Farbstoffe verwendet, um die Produkte für den Verbraucher attraktiver zu machen. Die meisten davon sind chemischen oder pflanzlichen Ursprungs.

Eine Ausnahme stellt „Echtes Karmin“ dar, auch „Cochenillerot“ genannt (Lebensmittelzusatzstoff E 120). Es wird aus Schildläusen extrahiert.

L-Cystein (alternativ: L-Cystein, Cystein)

Die Aminosäure L-Cystein (Lebensmittelzusatzstoff E 920) kommt als Mehlbehandlungsmittel zum Einsatz, um die Knetbarkeit von Teigen zu verbessern und dem Gebäck mehr Volumen zu verleihen.

Herstellung von Cystein

  • Keratinhaltige Stoffe wie Federn, Tierhaaren oder (Horn) – definitiv nicht vegetarisch!
  • Fermentation aus veganen Rohstoffen und anorganischen Spurenelementen
  • Fermentation mit Bakterien oder unter Einsatz anderer Mikroorganismen

Viele Produzenten betrachten L-Cytein als nicht deklarationspflichtigen Hilfsstoff – hier musst Du also definitiv nachfragen und Dir den Herstellungsprozess erklären lassen.

Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren

Auch als Lebensmittelzusatzstoff E 471 bekannt. Sie werden oft als Emulgatoren genutzt und verhindern das Entmischen der Zutaten bzw. das Austrocknen von Produkten.

In den meisten Fällen greifen die Hersteller auf pflanzliche Fettsäuren zurück, es dürfen jedoch auch tierische Fettsäuren (z.B. vom Schwein oder Rind) zum Einsatz kommen. Hier unbedingt nachfragen!

Gelatine als Hilfsstoff

Für das Entfernen von Trübstoffen und Schwebeteilchen aus Getränken (z.B. Fruchtsäfte und Wein) kommt hin und wieder Gelatine zum Einsatz. Diesen Prozess nennt man „Klären“.

Da das fertige Getränk keine Gelatine mehr enthält, gilt sie als Hilfsstoff und muss nicht deklariert werden. Leider bleibt Dir damit nichts anderes übrig, als Dich beim Hersteller zu erkundigen.


Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Januar 2025
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